Neuerwerb

Richard Hohly (1902-1995), Maler

Richard Hohly 1902-1995 Selbstporträt 1933„Ich war sehr gerne in Riedlingen“, schrieb der in Löwenstein 1902 geborene und in Bietigheim-Bissingen 1995 gestorbene Maler und Kunsterzieher Richard Hohly am 27.12.1981 in einem Brief. Die von Hohly erwähnte Zeit dauerte von November 1931 bis April 1934. Er hatte am Riedlinger Gymnasium das Fach Kunst als erster Zeichenlehrer, der eine Kunstakademie besucht hatte, unterrichtet.

1931/1932 gehörte Hohly der Berliner Sezession an, deren prominente Vertreter Max Pechstein, Lovis Corinth, Emil Nolde, Max Slevogt, Max Liebermann waren. Mit dem Stand dieser Ausbildung und Tätigkeiten begann seine Riedlinger Zeit. Im Auftrag des damaligen Schulleiters, Dr. Franz Zeller, malte der Zeichenlehrer im Festsaal zwei Wände (je ca. 34 m2 Quadratmeter) aus mit Szenen einer katholischen Kleinstadt. Darauf war auch der jüdische Schüler Erich Bernheim zu sehen, dem der katholische Geistliche und Schulleiter die Hand reichte.

Es war die Zeit des beginnenden Nationalsozialismus, die auch Hohly nach und nach zu spüren bekam. Widerstand regte sich an der Schule bezüglich dieser Malereien von Hohly. Ein Beschluss der damaligen Lehrerkonferenz lautete: „Jeder Klassenlehrer soll bedacht sein auf geeigneten Bilderschmuck seines Klassenzimmers. Ein gutes Bild des Führers muß in jedem Zimmer hängen. Unwürdige Darstellungen (auch die von Hohly) sind zu entfernen.“

Das Werk der Zerstörung des ganzen Hohly-Wandbildzyklus‘ im Festsaal des Schulgebäudes Grabenstraße war zielstrebig umgesetzt worden. Die Bilder wurden 1933 nicht nur mit damals unlöslicher Caperolfarbe überstrichen, sondern nach Aussage des Künstlers auch mit Stahlbürsten zerkratzt. Er ließ sich 1934 an die Realschule nach Leonberg versetzen. Ab 1936 gehörte er zu der Gruppe „Entartete Kunst“, aus dem Ulmer Museum verschwand sein Bild und er erhielt Malverbot.

1995 wurde ein Teil der zerstörten Wandmalereien freigelegt, wenige Zeit später das gesamt Programm. Der inzwischen 93jährige Künstler sah das Ergebnis der Freilegung nicht mehr. Richard Hohly war am 11. April 1995 in Bietigheim-Bissingen gestorben.

Der Altertumsverein konnte jetzt zum bisherigen Bestand an Hohly-Bildern drei wichtige Werke erwerben: „Selbstporträt mit Pfeife“ (1933), „Polnische Feldarbeiterinnen“ (1932) und „Frauen, die ihre Männer suchen“ (1946):

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