Museumsgeschichten

Der Bildhauer Gabriel Lämmle wohnte in Riedlingen

Eine der ausgestellten 12 Kreuzwegstationsentwürfe in Terrakotta von Gabriel Lämmle

(ag) Gabriel Lämmle wurde am 13. März 1851 in Laupheim geboren. Er studierte an der königlich bayerischen Kunstakademie in München. Nach seinem Studium der christlichen Plastik war er in Ravensburg als selbstständiger Bildhauer tätig. Dort heiratete er 1876 die aus Innsbruck stammende Schauspielerin Barbara Wackerle, die ihm zwischen 1877 und 1891 acht Kinder gebar. Einige davon wurden in Riedlingen geboren, denn von 1883 bis 1905 wohnte er mit seiner Familie in der Hindenburgstraße 47. Dort befand sich auch sein Atelier. Bis heute ziert eine Madonna die Hausfassade. Lämmle war 1888 an der Restaurierung von St. Georg beteiligt und lieferte auch den Ölberg ins Kapuzinerkloster. Leider wurde das Grabmal mit Pietà des Stadtschultheißen Mayer auf dem Riedlinger Friedhof, ein weiteres Kunstwerk des Bildhauers, vor einiger Zeit abgeräumt.

Seinen Wohnsitz verlegte Lämmle 1905 nach Herbertingen, wo er neben seiner bildhauerischen Tätigkeit die Bahnhofswirtschaft betrieb. Es mangelte an Aufträgen für Bildhauer und Altarbauer. Kirchenneu- und Umbauten gab es so gut wie nicht mehr. Lämmles letzter Wohnort war Neufra, wo er am 12. November 1925 starb.

Lämmle muss ein fröhlicher und lebenslustiger Mensch gewesen sein, wie die spärlich vorhandenen Quellen vermuten lassen. Es wird z.B. berichtet, dass er sich im jüdisch geführten Gasthaus Ochsen in Laupheim gerne aufhielt, ohne selber Jude zu sein, wenngleich der Name Lämmle in Laupheim auch von Juden getragen wurde. Er kritzelte ständig in seinem Skizzenblock und malte Gesichter der dort anwesenden Juden, die er dann in seinen Kreuzwegen realisierte. Als das bemerkt wurde, musste er allerdings unter Androhung von Gewalt das Gasthaus fluchtartig verlassen, schreibt Ernst Schäll in seiner Kurzbiographie über Gabriel Lämmle.

Lämmle hat dem Riedlinger Altertumsverein zahlreiche Bozetti (Entwurfsfiguren) hinterlassen, die in der Wechselausstellung „Schätze aus dem Depot“ erstmals gezeigt wurden. Werke von Lämmle befinden sich bis heute in Altheim (Martinus und Kreuzigungsgruppe im Außenbereich der Martinkirche), in der Bussenkirche der segnende Christus, der Kreuzweg in Dieterskirch, einige Figuren in Ertingen, der Kreuzweg in Mengen auf dem Friedhof, Figuren in Neufra und Oberwachingen, in Uigendorf und in Wilflingen, um einige Standorte zu nennen.

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