(ag) Das passiert einem Museum nicht alle Tage, eine wertvolle Figur aus der Spätphase des 18. Jahrhunderts geschenkt zu bekommen. Riedlingen hatte das Glück und konnte das restaurierte Kunstwerk neulich anlässlich des Konzerts in der Galerie der Öffentlichkeit präsentieren.
Es war vergangenen Herbst, als der Museumsleitung eine Heiligenfigur gezeigt wurde mit der Möglichkeit, diese als Geschenk hier zu lassen. Dem Vernehmen nach soll sie aus dem Raum Riedlingen stammen, gehörte aber einem Arzt aus Singen/Hohentwiel. Nachdem klar war, dass diese Figur dem Museum überlassen wird, setzte auch das Forschen ein. Dem Heiligen fehlt jegliches Attribut, was eine Bestimmung immer sehr erschwert. Allerdings weisen die Ordenstracht mit Mozetta (Schulterumhang) und Skapulier (Textilband, auf der Vorderseite sichtbar), Kapuze und der wallende Bart auf einen Ordensheiligen hin, der nach Stellung der Finger seiner rechten Hand auch noch ein Attribut mitgeführt haben muss, einen Stab, ein Kruzifix oder auch den Palmzweig eines Märtyrers. Unter diesen Gesichtspunkten könnte der Kapuzinerheilige Fidelis von Sigmaringen dargestellt sein, der in unserer Gegend sehr verehrt wurde und wird und dem im Riedlinger Kapuzinerkloster damals, im 18. Jahrhundert, zur Seligsprechung eine eingene Kapelle angebaut und geweiht wurde.
Die Figur ist in die Zeit um 1780 zu datieren. Als lokaler Künstler kommt Johann Friedrich Vollmar (1752-1818) in Frage. Vollmar hatte von 1774 bis 1777 für das Kloster St. Gallen gearbeitet, ehe er nach Riedlingen zog. Von hier aus bekam er verschiedene Aufträge, so den leider verloren gegangenen Altar der Katharinenkapelle beim Siechenhaus in Riedlingen und auch die Ausstattung der Pfarrkirche St. Gallus in Wurmlingen/Tuttlingen. Der Zustand der Fassung war schlecht, eine Restaurierung dringend erforderlich. Sie erfolgte durch Willi Mayer aus Langenenslingen.
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