Museumsgeschichten

Hl. Katharina ziert Ausstellung

(ag) Es gibt noch Glücksfälle für kleine Museen: Eine rund 600 Jahre alte Figur wurde dem Museum in die Städtische Galerie im Spital zum Hl. Geist als Dauerleihgabe aus Privatbesitz übergeben. Nach einer grundlegenden Restaurierung durch Willi Mayer in Langenenslingen kann die hl. Katharina nunmehr bestaunt werden.

Hl. Katharina

Diese Figur schreibt eine Geschichte, die nirgendwo geschrieben steht, aber durchaus so gewesen sein könnte.
Als in Egelfingen auf der Schwäbischen Alb 1405 eine Kapelle mit dem Weihetitel „Unser lieben Frau“ gebaut wurde, darf man davon ausgehen, dass auch ein Marienbildnis das Innere der Kapelle zierte.
Üblicherweise war eine Muttergottes dargestellt, die das Jesuskind auf dem rechten oder linken Arm trug. Das lässt sich am Hüftschwung feststellen, der als „Stützhilfe“ entsprechend ausgearbeitet wurde.
1535 wurde die Kapelle der hl. Katharina geweiht, so dass möglicherweise die Maria mit Kind aus Sparsamkeit einfach umgearbeitet wurde zur neuen Weihepatronin. Das Jesuskind wurde einfach weggenommen.
Die strenge, fast statische Körperform und das ernste Gesicht weisen aber durchaus in die späte Romanik, in die Zeit der ersten Kapellennennung, wogegen die Gewandfältelung und die Krone auf dem Haupt spätere Zutaten aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts sein dürften. Wohl noch später kamen die heute vorhandenen Attribute Märtyrerpalme, Folterrad und Schwert hinzu.
Die Figur wurde auf den kleinen Sockel gestellt, um die Beschriftung anbringen zu können. Wahrscheinlich überlebte die Skulptur den Einzug in die 1747 neu erbaute Pfarrkirche nicht und wurde an Privat weitergegeben.
Jahrzehntelang zierte sie dann in Egelfingen als Nischenfigur eine Hausfront, bis sie aus Witterungsgründen in Sicherheit gebracht wurde. Der beste Platz ist in einem Museum, beschloss die Eigentümerfamilie Rolf Neuburger und informierte die Riedlinger Museumsmannschaft. Natürlich bestand großes Interesse an dem Kunstwerk.

So zeigt sich nunmehr die kostbare Skulptur mit den Resten der Originalfassung und den angeglichenen Retuschen als das derzeit älteste Werk in der Riedlinger Städtischen Galerie zum Hl. Geist.

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