Museumsgeschichten

Manfred Rommel in Riedlingen

(ag) Am 7. November starb Manfred Rommel im Alter von 84 Jahren. Der langjährige Stuttgarter Oberbürgermeister und Sohn des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel hatte zu Riedlingen insofern eine besondere Beziehung, als hier seine Militärzeit1945 zwangsweise endete. In seinem Bestseller „Trotz allem heiter“ schreibt er, wie er mit zwei Kameraden auf dem Heimweg zur seiner Mutter nach Herrlingen in Riedlingen Station machte.

Wir kamen nach Riedlingen, schleppten uns todmüde über die Donaubrücke und wurden freundlich aufgenommen. In Riedlingen herrschte eine Stimmung, als ob der Krieg schon zu Ende wäre und als ob die NS-Regierung jede Macht verloren hätte. Den früher üblichen, aber bei klarem Kopf besehen unglaublich blöden Gruß „Heil Hitler“ hörte man nicht mehr. Doch ein Pionierkommando des Heeres erschien und sprengte die Riedlinger Donaubrücke, um die Straße vor den Franzosen zu sperren. Der Offizier, der das Kommando befehligte, sagte, er hätte keine Lust, sich jetzt noch wegen Befehlsverweigerung aufhängen zu lassen. Deshalb habe er alle Befehle ausgeführt, und jetzt verschwinde er selber. Die dazu nützliche Ziviljacke hatte er schon im Rucksack… Die gesprengte Donaubrücke hielt natürlich die Franzosen nicht auf. Meine Anwesenheit in Riedlingen hatte sich herumgesprochen. Ich hatte verschiedenen Leuten, die mir vertrauenswürdig erschienen, erzählt, wie mein Vater gestorben war. Zunächst sprach mit mir ein Herr, der Freimaurer war und der sich als Mit-glied der Widerstandsbewegung bezeichnete, sowie ein deportierter Elsässer. Dieser protokollierte meine Aussagen. Ich zögerte bei dem Wort „Selbstmord“, und zwar zu Recht, weil mein Vater sich nicht aus eigenem Entschluß getötet hatte, sondern dazu gezwungen worden war. Die Herren schlugen das Wort »Freitod« vor, das mir besser gefiel, obwohl es die Sache auch nicht traf. Ich bekam eine neue Brille und einen Anzug. Dann übernahm mich die französische Armee. Ich war Kriegsgefangener.

Soweit ein Auszug aus Rommels Buch, Riedlingen betreffend.

Als Manfred Rommel dann 17jährig entlassen wurde, bedankte er sich auf zwei Zetteln für die freundliche Behandlung in Riedlingen. Diese Dokumente wurden vor einiger Zeit von Privat dem Altertumsverein überlassen.

Sie wurden in der Ausstellung „Schätze aus dem Depot“ gezeigt.

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