Museumsgeschichten

Totenschmuck der Alamannen

Die Wechselausstellung „Bodenschätze aus dem Depot“ präsentierte Kostbarkeiten der lokalen Archäologie, die von den Mitgliedern des Altertumsvereins in guter vaterländischer Gesinnung zwischen 1851 und 1890 ausgegraben wurden. Eines der kostbaren Fundstücke ist das ca. 5 cm große Goldblattkreuz aus Andelfingen.

Grabbeigaben bei Andelfingen

„Ein Kreuz von ächtem Gold ganz dünne gestempelt und scheint auf einem Kleidungsstück aufgenäht gewesen zu seyn“ schreibt der Chronist im Tagebuch des Vereins und zeichnete auch den Fund originalgetreu nach. Das ist neben dem eigentlichen Fund eine der seltenen Kostbarkeiten früher archäologischer Grabungstätigkeit durch Laien, die von der heutigen Wissenschaft sehr hoch eingeschätzt wird. Goldblattkreuze werden nördlich der Alpen hauptsächlich im Raum der alamannischen Besiedelung zwischen dem späten 6. bis zum frühen 8. Jahrhundert nach Christus gefunden. Es handelt sich um hauchdünne, aus Goldblech ausgeschnittene, meist in griechischer, also gleichschenkliger Form gestaltete Kreuze, deren Fläche mit verschiedener Ornamentik gestaltet wurde. Die Bedeutung der Kreuzformen lässt auf frühes christliches Gedankengut schließen, auch wenn daraus nicht zwangsläufig die Benützer als Christen zu bezeichnen wären. Die kleinen Löcher an den Enden der Kreuzbalken weisen darauf hin, dass diese Grabbeigabe auf Stoff aufgenäht war. Tatsächlich wissen die Archäologen, dass man diese Grabbeigaben den Toten auf das Gesicht legte, weil sie meistens bei Öffnung der Gräber auf dem Schädel eines Toten gefunden wurden. Wohl auch deshalb blieben die Goldblattkreuze für antike Grabräuber häufig ein Tabu, weil sie sich davor fürchteten oder diese Totenruhe nicht stören wollten.

So konnte auch das Fundstück aus Andelfingen im Original bestaunt werden. Man weiß zudem, dass es im „Frühling 1852 bei Anlegung eines Feldweges gefunden zwischen Andelfingen und Langenenslingen gefunden wurde. Ein großes Scelet lag daneben und ein kleineres nicht weit davon, jedoch dieses ohne Waffen.“ Das große, fast einen Meter lange zweischneidige Schwert, eine sogenannte Spatha, war an der Parierstange mit Gold und Steinschmuck belegt.

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